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7. Eintrag

Salta - St. Rosa de Tastil, So. 24.Nov.2002 (Sibylle)

Paso de Sico: Ganz am Anfang
Am Anfang des Paso de Sico: Blick zurück Richtung Campo Quijano.

Gute Strasse am Anfang des Paso de SicoGute Naturstrasse am Anfang der Strecke.
Nun geht es also los, die lange Fahrt über den Sicopass nach San Pedro de Atacama in Chile. Nach dem Training der letzten Wochen fühlen wir uns fit genug für diese Herausforderung und sind gespannt, was uns in der Wüsten- und Andenregion erwartet. Wir fahren am frühen Morgen aus der Stadt und durch grüne Vorortgebiete. Nach 30 km hört die Asphaltstrasse in Campo Quijano auf und eine halbwegs gute Naturstrasse führt uns ein Tal hoch. Da es leicht bedeckt ist, erspart es uns einige Schweisstropfen. Noch hat es Bäume, aber bald nur noch imposante Kakteen in allen Grössen und Formen, teils in voller Blüte. Mehr oder weniger parallel zur Strasse läuft die Eisenbahnlinie des berühmten tren a las nubes (Zug in die Wolken), der jedoch angeblich wegen der Regenzeit seit Mitte November bis zum Frühling nicht mehr fährt (und auch dann nur an manchen Samstagen). In einer der Kurven kreuzt uns ein freundlich winkender Lastwagenfahrer und hinterlässt uns in einer Staubwolke, bevor es eine gewaltige Detonation gibt... einer seiner Pneus ist geplatzt! Lieber einer von ihm als wieder einer der unsrigen (er hat noch eine Reihe anderer und ist weitergefahren)!

Bahnübergang Tren a las Nubes
ein Paar Esel
Links: Bahnübergang des Tren a las Nubes
Mitte: Ein paar neugierige Esel
Rechts: Ein Orgelpfeifenkaktus in voller Blüte
Kaktus in Blüte
Am frühen Nachmittag kommen wir in einen Weiler, wo wir uns in einem einfachen Restaurant unter Camioneuren stärken können. Weiter geht es, sage und schreibe, auf einer neu asphaltierten Strasse - wahrlich ein Luxus. Wir kommen durch die Quebrada del Toro, ein Tal mit wunderbaren Felsformationen in allen Farben. Das bedeutet natürlich, dass wir alle hundert Meter unsere Fahrt unterbrechen, um das Wunder in unsere Photokiste zu bringen. In der Quebrada de Toro

Ab und zu gibt es Häuser und dort sind auch die Ziegen- und Schafherden nicht weit. Gegen Abend wird der Bewuchs karger und wir können uns auf die zunehmende Steigung konzentrieren. Ein junger Radfahrer, der von seiner Arbeit heimkehrt (und dies am Sonntag!) unterhält sich locker mit uns im Fahren, bis wir schliesslich doch keuchend hinter ihm zurückbleiben. Er scheint mehr Bergtraining zu haben und er hat eindeutig weniger Gepäck. Er versichert uns, dass es im nächsten Dorf, Santa Rosa de Tastil, eine Unterkunft gebe und auf diese freuen wir uns bei unseren schwindenden Kraeften. Tatsächlich, wir finden sowas wie eine Unterkunft mit Schlafsaal und Doña Rosa ist glücklich, uns als ihre Gäste beherbergen zu können. Die Unterkunft wurde vor vier Jahren von einer Dame aus Buenos Aires erbaut und liegt seither verkümmert, d.h. Rosa langweilt sich ziemlich. Sie stellt sofort den Boiler ein, damit wir in einer Stunde eine angenehme Dusche nehmen können. In der Zwischenzeit dürfen wir die Küche benutzen und unseren Reis kochen. Knapp 100 km, 2000 plus Höhenmeter.

Santa Rosa de Tastil - San Antonio de los Cobres, Mo. 25.Nov. 2002

Bevor wir wieder in die Pedale steigen, suchen wir erst noch die Ruinen der Indiostadt Tastil auf dem Huegel oben auf, die wir dank Beschreibung von Rosa problemlos finden. Auch auf den Beinen ist ein treuer Hund und zwei Vizcachas, die vielleicht vergleichbar sind mit einem Murmeltier, noch etwas groesser. Sie scheuen uns und noch viel mehr den Hund, der aber keine Chance gegen ihre Versteckspiele hat. Das alte Dorf von ca. 2000 Einwohnern ist noch in seinen Grundmauern erhalten und liegt im schönsten Morgenlicht. Wahrscheinlich wurden etliche Ruinensteine für neuere Haeser wiederverwertet. Gefundene Gebrauchsgegenstände und Mumien in Embryostellung haben wir bereits im Museum in Salta begutachtet. Tastil

Zurück im neuen Dorf, welches aus etwa 10 Häusern besteht und ausser den Ruinen noch einen Heiler als Attraktion bietet, bekommen wir in einem dunklen Haus ein kaffeeähnliches Getränk und Brot aus dem Holzofen. Dann holen wir unsere Alu-Esel samt Gepäck und verabschieden uns von Doña Rosa, nicht ohne uns in ihrem Gästebuch verewigt zu haben.

Die morgendliche Kälte auf 3100 Meter Höhe ist vorüber und wir strampeln in lockerem Tenue das Tal entlang. Bei einem Pausenhalt in einer Steigung kreuzen wir ein israelisches Paar per Rad. Ihr Rucksack verrät uns, dass die Räder "nur" als Eintagesfliegen gemietet sind. Sie können uns aber mit nützlichen Informationen über den weiteren Routenverlauf versorgen. Wir wissen jetzt gewiss, dass wir noch einige Kilometer steigen müssen. Aber die Arbeit wird versüsst durch das Beobachten von einem Fuchs, der 20 m von Sibylle weg an einem Knochen rumnagt. Einige hundert Meter weiter entzückt uns ein Eselherde, bestimmt dreissig Tiere auf einem knappen Wiesenfleck. Wenige Meter vom etwas wasserführenden Talboden weg ist die Bekleidung der Berge in diesen Höhen karg.

Ein Fuchs
der Fuchs...
die Eselherde
und die Esel

Mitte Nachmittag feiern wir unsere erste Passeerklimmung: Die Abra Blanca ist mit ihren stolzen 4080 Höhenmetern nur der erste Pass unter mehreren auf dieser Route. Wir geniessen eine eindrückliche Aussicht auf eine riesige Ebene und die sich darum erhebende Bergwelt. Links neben uns ist ein “Oschi” von ca. 6000 m.

Nach einer Abfahrt in die Ebene runter stoppt der Asphalt abrupt bei einem verlassenen Ruinenbahnhof. Von nun an müssen wir uns über schlecht befestigte Sand- und Kiesstrassen mühen. Die 30 km bis San Antonio de los Cobres, einer Minenstadt auf 3800 m, ziehen sich - teilweise hat eine Strassenplaniermaschine die Strasse beackert mit der Konsequenz, dass wir uns oft durch lockeren Sand mühen.
Abra Blanca
Auf dem Abra Blanca (4080 m); Blick nach Westen

Wir beziehen Quartier in einem Hospedaje und säubern uns kurz unter der Dusche. Das kalte Wasser ist bei der Abendkühle und der Kälte, die wir vor Müdigkeit fühlen, nicht gerade einladend. Wir ziehen sieben warme Schichten an und legen uns für ein Nickerchen hin, bis es um 21 h Zeit ist, im Restaurant um die Ecke vorbeizuschauen. Andi liest leider zu spät im Reiseführer, dass bei drohendem Soroche (zu deutsch Höhenkrankheit) kein Alkohol konsumiert werden sollte und genehmigt sich ein Bierchen (es ist zu befürchten, dass er es auch ausprobiert hätte, wenn er es zuvor gelesen hätte - oder dann erst recht).

Beim Schlafengehen lassen wir es noch offen, ob wir morgen bereits unsere Fahrt fortsetzen oder noch einen Tag zur Akklimatisation und Erholung in diesem eher wenig attraktiven Minendorf einschalten. 60 km, plus 1000 Höhenmeter, minus 300 m

San Antonio de los Cobres, Di. 26.Nov. 2002

Andi hat schlecht geschlafen und wacht mit Kopfschmerzen auf. Der Fall ist klar: wir ruhen unsere Glieder noch einen Tag aus (wir legen eine Akklimatisierungspause ein). Nach dem Frühstück mit einem wenig geniessbaren Milchkaffee (wir sind uns nicht sicher, ob es Ziegen- oder Llamamilch ist) normalisiert sich Andis Kopf wieder und wir pflegen unsere verspannten Glieder nach bestem medizinischem Wissen. Später finden wir die Zollstation wiederholt geschlossen vor (es war nicht klar, ob wir nicht schon von hier einen Ausreisestempel brauchen; wie wird später erfuhren, braucht man und frau nichts von hier) und machen es uns lieber in einem angenehmen Restaurant bequem. Es ist so nett hier, dass wir zum Abendessen wiederkehren, und würde die Señora vom Hospedaje nicht von ihrer Reise aus Salta zurückkehren und uns morgen ein Frühstück auftischen, wären wir sicher auch morgen bei Öffnung des Restaurants wieder Gäste desselbigen.

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... Sibylle y Andi, 3. Dezember 2002, San Pedro de Atacama, Chile
updated 15. März 2003